2. Etappe: Kemijärvi – Sodankylä

Es geht los!

Morgens, kurz nach neun, erreichen wir den Bahnhof Kemijärvi, Endstation der Bahnlinie und Ausgangspunkt unserer diesjährigen Radtour. Die Fahrt im Nachtzug war angenehm ruhig. Wir sind gut erholt und voller Tatendrang

Das Wetter ist fantastisch! Blauer Himmel soweit das Auge reicht und Sonnenschein. Etwa 20° Celsius - eine Temperatur, die ich hier nicht erwartet hatte.

Wir füllen unsere Wasserflaschen auf der Bahnhofstoilette, wechseln dann doch zur kurzen Radbekleidung, und gegen 11 Uhr geht's dann los.


Fahrradwege - wer hätte das gedacht?

Die Ausläufer der Stadt erstrecken sich weit nach Norden. Erst nach etwa 15 Kilometern haben wir den Eindruck, nun endlich in der Einsamkeit angekommen zu sein. Die Radwege, die die Hauptstraße begleiten, enden hier. Wenn auch gut gemeint, finden wir diese Radwege eher störend. Allzu viele Autos sind hier eh nicht unterwegs.

Es ist der Tag vor Midsommar, einem der wichtigsten Feste in Skandinavien. Es wird immer am Wochenende nach dem längsten Tag im Jahr gefeiert. Leider scheinen deshalb alle Geschäfte geschlossen zu sein und wir müssen erst einmal mit den Lebensmitteln auskommen, die wir mitgebracht haben.

Nach nur 20 Kilometern sind unsere Kraftreserven aufgebraucht. Das fängt ja gut an, denke ich. Wir suchen uns eine hübsche Stelle an einem See und packen zum ersten Mal unseren Kocher aus.


Zum ersten Mal Mitternachtsonne

Nach dem Essen und einer langen Pause geht es weiter. Wir kommen an einem Hügel von 500 Metern Höhe vorbei. Hier gibt es mehrere Skilifte(!) und Abfahrtshänge. Ja, spinnen denn die Finnen?

Hier finden wir endlich einen offenen Supermarkt. Wir kaufen ordentlich Kekse und verdrücken gleich eine komplette Rolle Digestives, fast 1000 kcal!

Zum ersten Mal bemerken wir, wie hell es noch ist. Erst gegen 9 Uhr am Abend erreichen wir nach 104 km einen Campingplatz. Ich fühle mich ein bisschen wie in einem Kaurismäki-Film. Ein einsamer Campingplatzwart sitzt in seinem Imbiss. Auf dem Platz ist auch niemand zu sehen.

Wir kochen uns nochmal ein paar Nudeln, trinken ein Döschen Bier und fallen um Mitternacht ins Bett. Die Sonne steht immer noch weit über dem Horizont!




HTML-Auszeichnung: Reiner Schieck - Erstellt am 03.10.2003 - letzte Änderung am 07.05.2004