9. Etappe: Start nach Süden in Finse

Finse im Nebelregen

Wir hatten es am Vortag doch noch geschafft. Kurz vor 18 Uhr konnten wir den ersehnten Spiritus im Supermarkt ergattern. Dann wurden wir höflich darauf aufmerksam gemacht, dass der Markt um 18 Uhr doch schlösse - Pfft.

Wir nehmen den Zug nach Geilo, übernachten auf dem dortigen Zeltplatz und fahren am Morgen nach Finse. Der Plan: nach der Süd-Nordquerung im Osten der Hardangervidda laufen wir jetzt im Westen wieder nach Süden.


Rallarvegen

Finse empfängt uns mit nasser Kälte. Meine zu Hause vergessene lange Unterhose fehlt mir. Was tun?

Da es regnet und wir noch hungrig sind, suchen wir im kleinen Laden im Hotel nach was Leckerem. Es gibt frisches Brot! Käse und Joghurt. Wunderbar. Und nicht zuletzt: Skiwäsche mit einer passenden langen Unterhose für mich. Und dies in bester Qualität aus Merino-Wolle zu einem fairen Preis.

Nach einem ausgiebigen Essen in der Bahnhofswartehalle gehen wir trotz des Regens los. Zunächst geht es am Nordrand über den Rallarvegen, dem Versorgungsweg zum Bau der Eisenbahn, entlang des Finsevatnet.



Zarter Regenbogen

Nachdem wir die erste abenteuerliche Brücke über den Zufluss des Finsevatnet überquert haben, verlassen wir die letzten Hütten am Seerand. Es geht aufwärts. Am höchsten Punkt werden wir heute die 1500-Meter-Marke überqueren.

Die Wolken hängen tief, und vom Gletscher ist immer noch nichts zu sehen. Er muss linker Hand von uns liegen.

Die Landschaft wird immer felsiger und immer öfter müssen wir Schneefelder überqueren. Teilweise sieht man am Horizont außer Schnee nichts mehr. Es wird alpin.


Wo ist der Gletscher?

Steinmännchen in Massen und immer wieder ein rotes T weisen den Weg. Es ist ziemlich steil und der nasse Fels ist glatt. Es nieselt ununterbrochen. Die kleine Teepause muss kurz ausfallen. Allzuschnell kühlt man aus.

Trotz des Wetters sind wir beeindruckt von der Landschaft, den unterschiedliche Gesteinsbildungen, dem rauen Wetter. Und dann doch noch: ein paar Pflänzchen blühen in Nischen sinnig vor sich hin.

Ob es hier noch andere Verrückte außer uns gibt? Doch tatsächlich, kurz vor der höchsten Stelle kommt uns eine einsame Wanderin entgegen. Sie berichtet von noch mehr Schnee. Alle benötigten Brücken sind aber vorhanden. Man kommt also durch. Beruhigend.




HTML-Auszeichnung: Reiner Schieck - Erstellt am 12.08.2007 - letzte Änderung am 21.09.2008